Humboldt-Universität zu Berlin - Theologische Fakultät

Klara Hunsche

Klara Hunsche
(geb. 1900 in Nova Petropolis (Braslilien), gest. 1979 in Berlin)

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Klara Hunsche wurde 1900 in Nova Petropolis, Brasilien, als Tochter des Pfarrers und Missionars Theodor Hunsche geboren und starb 1979 in Berlin. Im Alter von 12 Jahren kehrte Klara Hunsche mit Ihrer Familie nach Deutschland zurück. Auch ihre Mutter Clara Hunsche stammte aus einer Pastorenfamilie. Ihre Eltern waren in der westfälischen Erweckungsbewegung beheimatet. Nicht nur religiös, sondern auch politisch wuchs Hunsche in einem konservativen Kontext auf. Schon früh engagierte sie sich in der Weimarer Republik in der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). Im Hinblick auf diese sozialisatorischen Einflüsse unterscheidet sie sich etwa von Agnes Zahn-Harnack, die wiederum einem liberalen Milieu entstammte. Nach dem Abitur 1919, nahm Hunsche eine Ausbildung zur Lehrerin auf und arbeitete, nach erfolgreichem Abschluss der Lehrlaufbahn, in den Jahren 1920-1928 als Hauslehrerin. Sie litt, wie viele ihrer Zeit, unter der hohen Lehrer*innen-Arbeitslosigkeit. Es blieb ihr anfänglich verwehrt, in den staatlichen Schuldienst einzutreten. Dies kann als ein Beweggrund gesehen werden, weshalb sie 1928 – neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin – das Studium der ev. Theologie in Berlin aufnahm. Dass sie noch im selben Jahr doch eine Stelle im öffentlichen Schuldienst bekam, sicherte ihr finanzielle Unabhängigkeit, wobei Studium und Arbeit eine Doppelbelastung darstellte. Die Tätigkeit als Lehrerin forderte in mehrere Hinsicht persönliche Tribute, da sie lange in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeitete und es ihr aufgrund der Zölibatsklausel verwehrt blieb, eine Familie zu gründen.

In ihrem Studium (1928-1935) wurde sie stark von der Dialektischen Theologie beeinflusst. Sie wurde von den Theologen Martin Niemöller, Karl Barth und Dietrich Bonhoeffer geprägt. Bei Letzterem hatte sie auch Vorlesungen besucht. Anfänglich war Klara Hunsches Haltung zur nationalsozialistischen Machtergreifung ambivalent; sie hegte zunächst Hoffnung, dass sich Hitlers Zusicherung einer kirchenfreundlichen Politik bewahrheiten würde. Diese Hoffnung wurde bekanntlich schnell enttäuscht, sodass sich Hunsche zu Kritik an der Haltung Deutscher Christen gezwungen sah und Mitglied in der neu gegründeten Bekennenden Kirche wurde. Das Erste Theologische Examen legte Klara Hunsche dann 1935 auch bei der BK in Berlin ab und arbeitete anschließend im Schulamt der BK. Trotz erfolgreichem Bestehen des Zweiten Theologischen Examens wurde sie lediglich eingesegnet – die Ordination und damit der Beruf der Pastorin war für Frauen zu dieser Zeit noch nicht erlaubt. Dieses Schicksal begleitete sie ihr ganzes (Berufs-)Leben; erst 1962, nach ihrem Eintritt in den Ruhestand, wurde sie zur Pfarrerin eingesegnet. Sie setzte sich in der BK aktiv für die Frauenordination ein, u.a. indem sie zusammen mit Anna Paulsen und Elisabeth Grauer eine Eingabe verfasste, mit der sie von der Kirchenleitung der BK die Ordination von Vikarinnen und das Recht zur Gemeindeleitung durch Frauen forderte. Leider hatte diese Eingabe keinen Erfolg, sodass sie in der Folge die Diskriminierungstendenzen in der BK am eigenen Leib zu spüren bekam. Ihre Tätigkeit in der Schulkammer der BK (1936-1943) ermöglichte es ihr, im Bereich der Bildung und Erziehung (kirchen-)politisch aktiv zu werden und aktiv an schulpolitischen Leitentscheidungen mitzuwirken. Mit ihren Kolleg*innen wehrte sie sich gegen die völkische Überformung und Abschaffung des Religionsunterrichts. Daneben engagierte sie sich ab 1939 gegen die rassistischen Exklusionsmechanismen der totalitären NS-Schulpolitik, indem sie als Religionslehrerin an einer Schule für nicht-arische christliche Kinder arbeitete.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete sie in der kirchlichen Schul- und Bildungspolitik und leitete die Kirchliche Erziehungskammer in West-Berlin (1946-1960). Als Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Erzieher in Deutschland vertrat sie die Interessen der ev. Lehrerschaft selbstbewusst in einem männlich dominierten Umfeld. Damit war sie ein Vorbild für viele in und für die Kirche tätige Frauen, sowohl für Lehrkräfte als auch für Pfarrerinnen. Ihre Leidenschaft für kirchliche Bildungs- und Erziehungsarbeit spiegelt sich ebenso in ihrer publikatorischen Tätigkeit; so veröffentlichte sie Handreichungen, Vorträge und Konzepte zu biblischem Lernen, mit denen sie Einfluss auf die Gestaltung des Religionsunterrichts nahm.