Humboldt-Universität zu Berlin - Theologische Fakultät

Elisabeth Bornkamm, geb. Zinn

Elisabeth Bornkamm, geb. Zinn
(geb. 1908 in Berlin, gest. 1995 in Heidelberg)

Elisabeth Bornkamm wurde 1908 in Berlin geboren und starb 1995 in Heidelberg. Bereits früh bahnte sich ihr Interesse und Eignung für eine theologisch-kirchliche Laufbahn an: so schloss sie mit herausragenden Noten ab (u.a. auch in Griechisch) und auf ihrem Abschlusszeugnis findet sich ein Vermerk mit dem Berufswunsch “Jugendleiterin”. Nach dem Abitur nahm sie 1927 das Studium der Theologie und Philosophie in Tübingen auf und wechselte nach drei Semestern nach Berlin. Schon zu dieser Zeit pflegte sie eine enge Freundschaft zu Dietrich Bonhoeffer. Nach dem Ersten Theologischen Examen promovierte Bornkamm (noch unter Mädchennamen, geb. Zinn) 1932 an der Berliner Theologischen Fakultät im Fach Kirchengeschichte. Damit ist sie eine der ersten Frauen überhaupt, die einer Promotion an der Humboldt-Universität nachgingen. Bald darauf wurde sie von der Bekennenden Kirche angestellt und absolvierte ihre dreijährige praktische Ausbildung als Vikarin an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche durch Pfarrer Gerhard Jacobi. Aus einer Beurteilung durch Jacobi aus dem Jahr 1933 wird erkenntlich, dass ihre Predigten eine beeindruckende Wirkung auf die Hörer*innen gehabt haben mussten und sie „eine ganz ausgesprochene Gabe für die Wortverkündigung besitz(e)“. Pfarrer Jacobi schrieb ihr die Fähigkeit zum Herstellen einer persönlichen Nähe zu und Menschen verschiedenster Kontexte zu inspirieren und berühren.

1936 folgte dann die Einsegnung Elisabeth Bornkamms in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem, die erste in der Provinz Berlin/Brandenburg. Das Gelübde, das sie ablegen musste, war dem ordinierter Männer zwar ähnlich, doch durften Vikarinnen nur „Zuarbeit für den Pfarrer“ leisten. Elisabeth Bornkamm führte somit alle kirchlichen Tätigkeiten bis auf die Sakramentsverwaltung (Taufe, Abendmahl) aus. Sie war insbesondere in der Katechese (Konfirmand*innenunterricht) tätig. Die Einsegnung war auch eine Verpflichtung auf die zölibatäre Lebensweise; Beruf und Heirat schlossen sich mithin gegenseitig aus. Bornkamm entschloss sich zwei Jahre später, 1938, trotz ihrer Leidenschaft für den kirchlichen Dienst, die Ehe mit Pfarrer Günther Bornkamm einzugehen. Damit endete zwangsläufig ihre Zeit als Vikarin und elf Jahre später auch ihre Zeit in Berlin, denn sie zog mit der ganzen Familie nach Heidelberg. Das Verbot der Ausübung des Berufs der Lehrvikarin zwang sie zu einer Entscheidung, die ihr sehr schwerfiel, wie entsprechende Briefe an ihre Kolleg*innen zeigen, und die weitreichende Folgen für ihren beruflichen Weg hatte: sie arbeitete nach ihrer Heirat niemals mehr als Pfarrerin. Ihre theologischen Interessen führte sie jedoch weiter und leitete lange Zeit einen anspruchsvollen Frauen-Bibelkreis in Heidelberg. Erst viel später wurde ihr die volle Ausübung ihres Berufs gestattet.