Humboldt-Universität zu Berlin - Religionswissenschaft und Interkulturelle Theologie

Das Essay

 

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Das "Essay" (englisch, französisch: essai = Versuch) ist eine kürzere Abhandlung zu einer wissenschaftlichen oder tagespolitisch-philosophischen Frage (Essayfrage), bei der es  besonders um die bewusst subjektive, sprachlich freie Form des Argumentierens geht. Einen Essay im Sinne seines Erfinders Michel de Montaignes zu schreiben, bedeutet nicht in erster Linie das Aufstellen von Thesen, sondern das Verhandeln von Ideen bzw. Thesen. Es ist das spielerische Experimentieren mit der Erörterung eines Themas von verschiedenen Seiten.

Das zentrale Stichwort für einen Essay ist daher das "Argumentieren" (lateinisch: arguere = prüfen und klären). Nicht so sehr die systematische oder durch Quellenbelege erschöpfende Analyse des Sachverhaltes ist hier gefragt, sondern die bis ins Assoziative reichende wissenschaftliche Neugier.[1]

„Ein Essay ist in erster Linie eine flüssig geschriebene Erörterung eines Themas mit einer klar erkennbaren Argumentationsstruktur ("roter Faden"). Er unterscheidet sich von anderen schriftlichen wissenschaftlichen Arbeiten durch das Fehlen eines umfangreichen wissenschaftlichen Apparates und dient dazu, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen - ohne dieses erschöpfend behandeln zu können. Ziel ist es vielmehr, die Kenntnis von Grundpositionen zu einer Frage nachzuweisen, sowie diese Position und ihre Argumente kritisch einzuschätzen.“[2]

Ein Essay an der Universität ist weniger umfangreich und tiefgründig als eine Hausarbeit, aber dennoch eine wissenschaftliche Arbeit, d. h., kurze, meist indirekte Zitate sind erwünscht und sollten belegt werden.

Allgemeine Grundlagen eines Essays[3]

  • Ein Essay sollte eine Fragestellung haben, die diskutiert wird. Die Fragestellung sollte genau formuliert werden.
  • Grundlagentext(e) gründlich lesen; evtl. Brainstorming.
  • Frageraster abarbeiten:
    1. Was ist Gegenstandsbereich, Anliegen, Problemkontext des Textes?
    2. Was erscheint als zentral, was als kontrovers?
    3. Welche Ansichten gibt es zum Thema? Wie lauten die Argumente dieser Ansichten?
    4. Welche überzeugen, welche nicht?
    5. Wie argumentiert der Autor? Scheint die Argumentation schlüssig?
    6. Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
  • Begrenzung des Themas und Auswahl der Keywords/Schlüsselbegriffe (Essayplan).
  • Das Essay benötigt eine klare, nachvollziehbare, logisch stimmige Argumentationsstruktur (z. B. durch Strukturierung der Paragraphen durch die verschiedenen Argumente – das „Für und Wider“).
  • Klärung des eigenen Standpunktes. Die eigene Position darf im Vordergrund stehen, vorausgesetzt sie wird begründet vorgetragen.
  • Bei einem Essay handelt es sich nicht um einem Kommentar, welcher sich nur auf Bewertung und Positionierung beschränkt.
  • Entwurf der Gliederung und des eigenen argumentativen Vorgehens (z. B.: zu Beginn die eigene Position offen legen und nachfolgend ein Gegenargument nach dem anderen entkräften oder zwei konkurrierende Positionen nacheinander darstellen und deren zentrale Widersprüche am Ende noch einmal klar herausarbeiten).
  • Aufstellen einer neuen These als Ergebnis der Lektüre und Diskussion dieser.
  • Obwohl ein Essay durchaus literarischer geschrieben sein kann als eine Hausarbeit, sollte man sich davor hüten, eine schwache/widersprüchliche Argumentation oder mangelnde theoretische Verankerung mit all zu gewagten Formulierungen und stilistischen Abenteuern kompensieren zu wollen.
  • Der Schreibstil sollte klar, flüssig und ansprechend sein. Da es beim Essay sehr auf die Sprache ankommt, ist lautes Lesen am Ende hilfreich.
  • Zusammenfassende Formulierungen sind zu Beginn oder am Ende - manchmal auch nach Behandlung einer anderen Position - angebracht, um beispielsweise Ergebnisse/Erkenntnisse zu pointieren und/oder auf offene Fragen hinzuweisen
  • Kurze systematische Einleitung.
  • u.a.
  • die „auf keinen Fall tun“ – Liste:[4]
    1. nicht generalisieren – immer konkret bleiben;
    2. nicht übertreiben;
    3. nicht moralisieren;
    4. nicht wiederholen;
    5. die eigene Meinung unbegründet lassen.

Formale Anforderungen

Die Anforderungen an ein Essay sind immer auch abhängig von den Lehrenden. Für alle Lehrveranstaltungen des Lehrstuhls RMÖ gilt:

  • Deckblatt mit den üblichen Angaben im Kopf;
  • Layout: Blocksatz; 1,5 Zeilenabstand; Seitenränder: nicht weniger als 2 cm und nicht mehr als 3 cm; Schrift: Times New Roman 12pt. oder Arial 10,5pt.;
  • Kein Inhaltsverzeichnis;
  • Literaturverzeichnis;
  • keine so rigide Gliederung wie bei einer Hausarbeit; jedoch sollte mittels sinnvoller Einteilung in Absätze und der Vergabe von Überschriften, die Ordnung des Textes erkennbar gemacht werden.

[1] Verfasst von Ulrike Brunotte, die 2004 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kultur- und Kunstwissenschaften der HU war.

[2] Universität Bern: http://www.soz.unibe.ch/unibe/wiso/soz/content/e5973/e5979/e10075/e10182/e11638/e11841/files11843/AnforderungenaneinenEssay.pdf (Zugriff am 07.11.2011).

[3] Ebd. (Fußnote 1 und 2).

[4] Verfasst von Ulrike Brunotte, die 2004 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kultur- und Kunstwissenschaften der HU war.