Teilprojekt 1: Landessynode
Kirchenentwicklung in kybernetisch-diskursiven Transformationspraktiken: Erkundungen im Kontext der Landessynode der EKBO
Das erste Teilprojekt untersucht den Beitrag der Landessynode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) zur Kirchenentwicklung. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf dem Verhältnis von Pluralität der Synodalen und ihrer Aushandlungspraxis.
„Die Kirche“ wird von außen oft als einheitliche Institution wahrgenommen. Dabei verkörpert sie durch ihre Mitglieder eine Vielfalt an unterschiedlichen Meinungen, theologischen Standpunkten und Sozialisierungen. Um diese Diversität an Meinungen zu bündeln und nach außen hin zu vertreten, nehmen in der evangelischen Kirche die Synoden, insbesondere die Landessynoden, eine zentrale Rolle bei der Leitung und Entwicklung der Kirche ein. Sie sind verantwortlich für kirchliche Finanzen, Strukturen und die Besetzung zentraler Positionen, wodurch sie die Kirchenentwicklung maßgeblich beeinflussen. Synoden ermöglichen die aktive Mitwirkung nicht ordinierter und ehrenamtlicher Mitglieder und vereinen administrative und theologische Leitungsaufgaben. Ihre Stellungnahmen positionieren die Kirche im öffentlichen Raum und festigen ihr Selbstverständnis sowohl intern als auch gegenüber der Gesellschaft.
Das Projekt untersucht die Landessynode der EKBO (und vormals der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg und Kirche der schlesischen Oberlausitz) als Akteurin der Kirchenentwicklung und beleuchtet deren Pluralität. Während das Bischofsamt die Einheit der Kirche symbolisiert, repräsentiert die Synode ihre Vielfalt. Die EKBO bietet hier deutschlandweit eine Besonderheit, da sie als einzige Landeskirche ehemaligen Osten und Westen unter einem Dach vereint hat. Die Mitglieder bringen unterschiedliche Kirchenbilder, lokale Prägungen, Frömmigkeitsstile und soziale Milieus in die Kirchenentwicklung ein. Wie diese verschiedenen Meinungen hier diskutiert und miteinander ausgehandelt werden, welche Machtdynamiken und Grundannahmen hinter den Entscheidungsprozessen stehen, wird das Forschungsprojekt versuchen zu analysieren.
Die Dissertation setzt die synodalen Texte als eigene Akteure von Kirchenentwicklung ins Zentrum der Betrachtung. Diese werden diskursanalytisch untersucht. Das Textcorpus umfasst eine Vielzahl an Textformen und Gattungen: u. a. Protokolle, Anträge, Einbringungen, Vorträge, Predigten, Berichte, Beschlüsse, Gesetze. Der Untersuchungszeitraum reicht von 1990 (nach der Wiedervereinigung) bis 2019 (Ende des Reformprozesses der EKBO) und umfasst wichtige Momente der Kirchenentwicklung, wie die Neugründung der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg und die Initiative ProReli.
Hier finden Sie einen Kurzlebenslauf von Magdalena Bredendiek.