Humboldt-Universität zu Berlin - Praktische Theologie und Religionspädagogik

Abgeschlossene Forschungsprojekte


 

 


 

Religion als Faktor in der beruflichen Bildung von Asylsuchenden und Geflüchteten
Projektlaufzeit: 2017–2018
Förderer: Stiftung Bildungspakt Bayern, Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V., Universität Bamberg
Kooperationspartner: Dr. Jonathan Kühn (Universität Bamberg)

 

Im Zuge des enormen Anstiegs in der Asylmigration nach dem „summer of migration“ 2015 wurde an bayerischen Berufsschulen die Anzahl der zum Schuljahr 2010/2011 erstmals eingerichteten Berufsintegrationsklassen stark erhöht. In diesem heterogenen Bildungskontext kommen Lehrkräfte in besonderer Weise mit der religiösen Bildungsdimension in Berührung. Denn sie unterrichten in Klassen, die fast ausschließlich aus Schülerinnen und Schülern mit Asylhintergrund bestehen. Dadurch haben sie es verstärkt mit Menschen zu tun, für die Religion potenziell und häufig real eine tragende Lebensdimension sowie ein zentraler Identitätsmarker ist. Hinzu kommt: Weil in den Berufsintegrationsklassen kein Religionsunterricht vorgesehen ist, sind die hier eingesetzten Lehrkräfte für die Anbahnung der im Lehrplan vorgesehenen kulturellen, ethischen und religionsbezogenen Kompetenzen selbst verantwortlich. Sie sind also, gleich ob religiös oder nicht, in religionspädagogischer Hinsicht stärker gefordert als zuvor und müssen über grundlegende Kompetenzen religionssensibler Bildung verfügen.

Diese Konstellation bildete den Ausgangspunkt für eine praxisorientierte Interviewstudie, die 2017/2018 im Rahmen des von der Stiftung Bildungspakt Bayern koordinierten Modellprojekts Perspektive Beruf für Asylbewerber und Flüchtlinge (2015–2019) durchgeführt wurde. Die von der Stiftung Bildungspakt Bayern und der Universität Bamberg geförderte Studie zielte darauf, im Gespräch mit am Projekt beteiligten Lehrkräften sowie Schulleiterinnen und -leitern, Herausforderungen, subjektive Handlungsstrategien und didaktische Bedarfe zu identifizieren, die mit der veränderten Präsenz von Religion in Schulleben und Unterrichtsalltag zusammenhängen. Es fanden insgesamt 15 Expertinnen- und Experteneninterviews mit Akteuren aus fünf am Modellprojekt beteiligten Berufsschulen statt, die nach der Methode der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet wurden.

 

Zur Orientierung:

Simojoki, Henrik / Kühn, Jonathan (2019): Religionssensible Bildung in der inklusiven Schule. Grundsätzliche Überlegungen und empirische Konkretisierungen am Beispiel beruflicher Bildung von Geflüchteten, in: Heike Lindner / Monika Tautz (Hg.): Heterogenität und Inklusion. Reflexionen und Anwendungen für die Religionspädagogik. Praxisband (Kölner Studien zur Religionspädagogik 3). Berlin: Lit, 19–34.

 


 
Second International Study on Confirmation Work in Europe
Projektlaufzeit: 2012–2016
Förderer: Evangelische Kirchen aus neun europäischen Ländern

 

Prof. Simojoki gehörte zum deutschen Team dieses von der Universität Tübingen aus koordinierten und von der EKD mitfinanzierten international-vergleichenden Forschungsprojekts. Die zweite Erhebung mit mehr als 32.000 Befragten schloss an die erste Studie an. Dadurch konnten erstmals längerfristige Entwicklungen in der Konfirmandenarbeit einzufangen. Aber es wurden auch neue Schwerpunkte gesetzt (Beitrag zur Zivilgesellschaft, Gottesdienst etc.). Zudem wurde die Länderbasis um zwei mittelosteuropäische Länder (Polen und Ungarn) erweitert. Indem die Konfirmand/innen nun auch zwei Jahre nach ihrer Konfirmation erneut befragt wurden, konnten weiterführende Aufschlüsse über die langfristigen Effekte der Konfirmandenarbeit gewonnen und mehr darüber erfahren werden, ob und wie konfirmierte Jugendliche mit der Kirche in Beziehung bleiben. . Der insgesamt mehr als zehnjährige Forschungsprozess fand seinen Abschluss in einer Monografie, in der die empirischen Befunde pädagogisch-theologisch gedeutet und auf ihre Implikationen für die Praxis befragt werden.

 

Hauptveröffentlichungen:

Schweitzer, Friedrich / Niemelä, Kati / Schlag, Thomas / Simojoki, Henrik (Eds.): Youth, Religion and Confirmation Work in Europe: The Second Study, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus.

Schweitzer, Friedrich / Schlag, Thomas / Simojoki, Henrik / Tervo-Niemelä, Kati / Ilg, Wolfgang (Eds.) (2017): Confirmation Work, Faith, and Volunteerism. A Longitudinal Study on Protestant Adolescents in the Transition towards Adulthood. European Perspectives (Konfirmandenarbeit erforschen und gestalten 7), Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus.

Simojoki, Henrik / Ilg, Wolfgang / Schlag, Thomas / Schweitzer, Friedrich (Hg.) (2018): Zukunftsfähige Konfirmandenarbeit. Empirische Erträge – theologische Orientierungen – Perspektiven für die Praxis (Konfirmandenarbeit erforschen und gestalten 12), Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus.

 


 
Schools500rformation
Projektlaufzeit: 2012–2017

 

Förderer: Kirchenamt der EKD, Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst, Internationaler Verband für christliche Erziehung und Bildung, Verus (Vereniging voor katholiek en christelijk onderwijs)
Kooperationspartner: Prof. Dr. Annette Scheunpflug (Universität Bamberg), Steuerungsgruppe unter der Leitung von OKR Dr. Birgit Sendler-Koschel (EKD), Comenius-Institut

Das internationale Schulvernetzungsprojekt zielte darauf, über eine digitale Plattform sowie über regionale und globale internationale Konferenzen Evangelische Schulen weltweit in einen mehrdimensional geführten Austausch zu bringen. Besonders ging es darum, Lernprozesse zwischen Schüler/innen, Lehrkräften und Schulen des Globalen Südens und des Globalen Nordens zu initiieren. Den symbolischen Anlass dazu bot das Reformationsjubiläum 2017, gepaart mit der Überzeugung, dass die Frage nach der evangelischen Mitverantwortung für Bildung und Schule in der heutigen Weltgesellschaft nur in einem globalen Horizont beantwortet werden kann. Nach 2017 wurde das Projekt durch das Kirchenamt der EKD in das Schulnetzwerk GPENreformation  überführt.

 

Hauptveröffentlichungen:

Scheunpflug, Annette / Sendler-Koschel, Birgit / Simojoki, Henrik / Plötz, Evi (Hg.) (2017): 500 Schools – One World: Exploring the Global Horizon of Faith and Education. Second International Conference of schools500reformation (15.-17.10.2015 in Wittenberg) | 500 Schulen – Eine Welt: Den Welthorizont von Glauben und Bildung erschließen. Die zweite internationale Konferenz von schools500reformation (15.-17.10.2015 in Wittenberg) (epd-Dokumentation), Frankfurt a.M.: GEP.
Establishing common ground for Protestant schools. A position paper by schools500reformation. Kirchenamt der EKD: Hannover, 12 S. (Mitautor), in sieben Sprachen abrufbar.

 


 
Religionspädagogik in anthropologischen Spannungsfeldern
Projektlaufzeit: 2013–2014
Förderer: Fritz Thyssen Stiftung, Evangelische Landeskirche in Württemberg, Evangelische Kirche in Deutschland

 

Die Klärung der anthropologischen Prämissen und Zielperspektiven religiöser Bildung ist eine Grundaufgabe religionspädagogischer Forschung. Dass die Religionspädagogik in den letzten Jahrzehnten dieser Aufgabe eher zögerlich nachgegangen ist, hat mit der Ambivalenz anthropologischer Grundlegungen zu tun: Sie neigen dazu, Menschsein allzu statisch aufzufassen und religiöse Bildung auf ein bestimmtes Menschenbild zu fixieren. Daher sind anthropologische Zugänge zu religiöser Bildung gefragt, die der Kontextualität, Unstetigkeit und Kontingenz heutigen Menschseins ebenso Rechnung tragen wie der für die Spätmoderne charakteristischen Vielfalt von Menschenbildern und Lebensbezügen.

Vor diesem Hintergrund zielte das interdisziplinäre Publikationsprojekt darauf, im Gespräch mit unterschiedlichen Referenzdisziplinen und im Horizont des lebenszyklisch-biographischen und gesellschaftlich-religiösen Wandels anthropologische Spannungsfelder religiöser Bildung kontextsensibel zu identifizieren und auf ihre religionspädagogischen Folgewirkungen zu befragen. Die Ergebnisse des bewusst vielstimmig angelegten Verständigungsprozesses sind in dem Band „Mensch – Religion – Bildung. Religionspädagogik in anthropologischen Spannungsfeldern“ (2014) dokumentiert und wurden auf einem Symposium, das am 19.-20.12.2014 in Tübingen aus Anlass von Friedrich Schweitzers 60. Geburtstag stattfand, in konzentrierter Form präsentiert.

 

Hauptveröffentlichung:

Schlag, Thomas / Simojoki, Henrik (Hg.): Mensch – Religion – Bildung. Religionspädagogik in anthropologischen Spannungsfeldern, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2014.

 


 
Habilitationsprojekt: Religiöse Bildung in der Weltgesellschaft
Projektlaufzeit: 2007–2011

 

Es reicht ein wachsamer Blick auf die eigene Lebenswelt, um zu erkennen: Religion begegnet im 21. Jahrhundert immer mehr in globalisierter Gestalt. Diese praktisch-theologischen Habilitationsschrift wendet sich Prof. Simojoki dem vielschichtigen Phänomen religiöser Globalisierung zu. Die raumgreifende Globalisierung von Religion wird zunächst soziologisch beleuchtet, dann theologisch reflektiert und schließlich in den Kontext der erziehungswissenschaftlichen Globalisierungsdebatte gestellt. Der interdisziplinäre Untersuchungsgang mündet in einer zusammenhängenden Theorie religiöser Bildung, die im dreifachen Horizont der globalisierten Welt, des globalisierten Christentums und globalisierter Religionen entfaltet und bis in die Gestaltungsebene der Unterrichtsvorbereitung hinein religionsdidaktisch konkretisiert wird.

 

Hauptveröffentlichung:

Simojoki, Henrik (2012): Globalisierte Religion. Ausgangspunkte, Maßstäbe und Perspektiven religiöser Bildung in der Weltgesellschaft (Praktische Theologie in Geschichte und Gegenwart 12), Tübingen: Mohr Siebeck.

 


 
Confirmation Work in Europe – First Study
Projektlaufzeit: 2007–2009
Förderer: Evangelische Kirchen aus sieben europäischen Ländern

 

Jährlich nehmen in Europa mehr als 500.000 junge Menschen am Konfirmandenunterricht teil. In diesem von der Universität Tübingen aus koordinierten mitfinanzierten Forschungsprojekt wurde die Realität der Konfirmandenarbeit in sieben europäischen Ländern (Dänemark, Deutschland, Finnland, Norwegen, Österreich, Schweden und die Schweiz) erstmals international-vergleichend erschlossen. Im Vordergrund stand die Sicht der Konfirmandinnen und Konfirmanden. Aber auch die Eltern und Mitarbeitenden wurden befragt. Untersucht wurden insbesondere die Erfahrungen und Erwartungen, die Religiosität der Jugendlichen, die Ziele von Haupt- und Ehrenamtlichen sowie die Organisationsformen der Konfirmandenarbeit. Auch die Wirkung von Konfirmandenzeit, Einstellungen zum Gottesdienst und das Verhältnis von Konfirmanden- und Jugendarbeit wurden erhoben und auf ihre Konsequenzen für die Weiterentwicklung dieses kirchlichen Arbeitsfeldes hin befragt.

 

Hauptveröffentlichung:

Schweitzer, Friedrich / Ilg, Wolfgang / Simojoki, Henrik (Eds.): Confirmation Work in Europe: Empirical Results, Experiences and Challenges. A Comparative Study in Seven Countries, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2010.

 


 
Religionspädagogik als Wissenschaft im Zeitraum von 1930 bis 1975
Projektlaufzeit: 2006–2009
Förderer: Deutsche Forschungsgemeinschaft

 

Das DFG-finanzierte Forschungsprojekt am Lehrstuhl für Praktische Theologie / Religionspädagogik an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen zielte auf eine historisch-systematische Rekonstruktion der Entwicklung von Religionspädagogik als Wissenschaft zwischen 1930 und 1975. Im Anschluss an ein abgeschlossenes DFG-Projekt zur „Modernen Religionspädagogik“ im Zeitraum von 1900 bis 1930 (s.u.) wurden die Zeit der sog. „Evangelischen Unterweisung“ bzw. der (katholischen) „Materialkerygmatik“ sowie die Neukonstitution von Religionspädagogik seit den 1960er Jahren konfessionell-vergleichend untersucht. Die Analyse orientierte sich nicht primär an einzelnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern oder religionspädagogischen „Konzeptionen“, sondern stützte sich auf wissenschaftliche Diskurse, wie sie in Zeitschriften, Handbüchern, Lehrbüchern usw. greifbar werden. Angestrebt wurde ein kontextuelles Verständnis von Religionspädagogik als Wissenschaft im Horizont des kulturellen, gesellschaftlichen, politischen und religiösen Wandels in den Umbrüchen zwischen Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Nachkriegszeit und (west-)deutscher Bundesrepublik sowie hinsichtlich des Verhältnisses von Staat, Kirche und Schule, der Professionalisierung des Religions-Lehrerberufs, der Verwissenschaftlichung und der Entwicklung des Bildungswesens.

 

Hauptveröffentlichung:

Schweitzer, Friedrich / Simojoki, Henrik / Moschner, Sara / Müller, Markus: Religionspädagogik als Wissenschaft. Transformationen der Disziplin im Spiegel ihrer Zeitschriften (Religionspädagogik in pluraler Gesellschaft 15), Freiburg u.a.: Herder 2010.

 


 
Promotionsprojekt: Friedrich Delekat – Evangelische Erziehungsverantwortung
Projektlaufzeit: 2002–2006

 

Die Frage nach der evangelischen Erziehungsverantwortung markiert eine aktuelle Theorieherausforderung, die der Religionspädagogik aber infolge disziplinärer Spezialisierung weitgehend verloren gegangen ist. Vor diesem Hintergrund gewinnt das bislang kaum erforschte Werk des evangelischen Theologen und Pädagogen Friedrich Delekat (1892-1970) besondere Aktualität. Als einflussreicher Akteur in den pädagogischen Zentraldiskursen der Weimarer Ära und führender Erziehungstheoretiker der Bekennenden Kirche hat Delekat bis in die 1960er Jahre hinein um eine zeitgemäße Zuordnung von Erziehung und evangelischem Glauben gerungen.  In diesem Promotionsprojekt vorliegenden Untersuchung wird das vielschichtige Werk Delekats in seinen biographischen, zeitgeschichtlichen und diskursiven Kontexten erschlossen. Die Ausführungen münden in wissenschaftstheoretische Überlegungen zur Vermittlungsfunktion von Religionspädagogik in dem von Delekat ausgewiesenen Spannungsgefüge von Theologie und Pädagogik, Kirche und Staat, Christentum und Kultur.

 


 
Konfessionell-vergleichende Religionspädagogik am Beispiel der „modernen Religionspädagogik“ nach 1900 im Spiegel religionspädagogischer Fachzeitschriften
Projektlaufzeit: 2001–2003
Förderer: Deutsche Forschungsgemeinschaft

 

Dem DFG-finanzierten Forschungsprojekt am Lehrstuhl für Praktische Theologie / Religionspädagogik an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen lag eine doppelte Forschungsabsicht zugrunde: Methodologisch ging es darum, den konfessionellen Vergleich als neuen Zugang zur Geschichte der Religionspädagogik einzuführen. Inhaltlich zielte das Projekt auf eine historisch-systematische Rekonstruktion der „modernen Religionspädagogik“ im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts unter dem leitenden Gesichtspunkt gesellschaftlicher Modernisierung.  Als Analysebasis dienten die führenden religionspädagogischen Fachzeitschriften in diesem Zeitraum: katholischerseits die „Katechetischen Blätter“, evangelischerseits die „Monatsblätter für den evangelischen Religionsunterricht“. Die diskursive Vorgehensweise erlaubte eine breitere Berücksichtigung von Tendenzen und Strömungen und ermöglichte dadurch eine über einzelne Autoren hinausgehende Rekonstruktion der Take-Off-Phase der wissenschaftlichen Religionspädagogik in Deutschland.

 

Hauptveröffentlichung:

Schweitzer, Friedrich / Simojoki, Henrik: Moderne Religionspädagogik. Ihre Entwicklung und Identität (Religionspädagogik in pluraler Gesellschaft 5), Freiburg u.a. / Gütersloh: Herder / Gütersloher Verlagshaus 2005.