Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für altorientalische und hellenistische Religionsgeschichte (IAHRG)

Archäologie der biblischen Länder

Die Archäologie der biblischen Länder, also in erster Linie der Bereich der modernen Staaten Israel, Jordanien und Libanon sowie der palästinensischen Autonomiegebiete, hat sich von der traditionellen Biblischen Archäologie hin zu einer eigenständigen Disziplin entwickelt, welche die Welt und Umwelt der biblischen Texte im weitesten Sinne untersucht.

Die sogenannte Biblische Archäologie ist eine erst etwa 150 Jahre alte Wissenschaft, deren Geburtsstunde allgemein mit den ersten Grabungsaktivitäten des Engländers Charles William Wilson im Jahr 1865 in Jerusalem in Zusammenhang gebracht wird. Die Ausgrabungen waren nach heutigen Standards wenig wissenschaftlich. Sie hingen mit dem großen Interesse an der Geschichte des Heiligen Landes zusammen, in dessen Folge in Europa und Nordamerika historische Gesellschaften gegründet wurden, die sich die Erforschung Palästinas zur Aufgabe gemacht hatten. In Deutschland waren das insbesondere drei, die bis heute bestehen: der 1877 gegründete Deutsche Verein zur Erforschung Palästinas (DPV), der katholische Deutsche Verein vom Heiligen Lande, gegründet 1895, und die 1898 gegründete Deutsche Orient Gesellschaft (DOG).

Letztere war es, die eine der ersten, unter deutscher Leitung stehenden Ausgrabungen in Palästina finanzierte. Ernst Sellin (1867-1946) hatte schon 1902 und 1904 während seiner Zeit als Professor in Wien in Ta'anach gegraben und begann dann 1907 mit Arbeiten in Jericho. Diese Ausgrabung gilt bis heute als eine der ersten "modernen" archäologischen Untersuchungen eines vielschichtigen Tells in Palästina. Das Projekt setzte auch wegen seiner raschen und umfassenden Publikation Standards, die viele Grabungsprojekte bis heute nicht erreichen. Auch wenn die Interpretation der Grabungsergebnisse korrigiert werden musste, so ist dies doch dem damaligen Forschungsstand zuzuschreiben, nicht aber dem Ausgräber, der mit Carl Watzinger (1877-1948) auch dafür gesorgt hatte, dass ein professioneller Archäologe sein Partner wurde.

Da die DOG die Grabungen finanzierte, lagern viele der Funde bis heute in Berlin, wo sie zusammen mit Konvoluten aus Megiddo eine hervorragende Grundlage für die Lehre im Bereich der materiellen Kultur darstellen. 

Seit den Anfängen im 19. Jahrhundert hat sich viel geändert: War Sellin von Hause aus Theologe, so hat sich bis heute die sogenannte Biblische Archäologie zu einer eigenständigen Wissenschaft entwickelt, deren Ziel es nicht mehr ist, die Texte der Bibel zu be- oder widerlegen, sondern im Zusammenspiel mit der Vor- und Frühgeschichte, der Altorientalistik, der Ägyptologie, der Religionswissenschaft, der klassischen Archäologie und der Theologie die materiale Kultur der biblischen Länder zu untersuchen. Zugleich hat die sogenannte Biblische Archäologie zunehmend den Anspruch, ihre Ergebnisse einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, was sich z.B. in Ausstellung in Museen niederschlägt.

In Berlin befindet sich ein deutschlandweit einzigartiges Netzwerk der verschiedenen Archäologien der akademischen Institutionen mit ihren Sammlungen, dem Deutschen Archäologischen Institut und den Museen, in dem auch das Institut für altorientalische und hellenistische Religionsgeschichte (IAHRG) an der Theologischen Fakultät an der Humboldt-Universität zu Berlin vertreten ist und das, in Kooperation mit entsprechenden archäologischen Einrichtungen an der HU und an der Freien Universität, die lange Geschichte Berliner Forschung im Bereich der historischen Landeskunde der Länder der Bibel wieder aufnimmt.