Humboldt-Universität zu Berlin - Praktische Theologie und Religionspädagogik

Teilprojekt 2: Christenlehre

Promotionsprojekt von Lisa Wodinski


 

Kirchenentwicklung in pädagogisch-professionellen Transformationspraktiken. Erkundungen im Kontext der Christenlehre in der EKBO

 

Im zweiten Teilprojekt wird der Frage nachgegangen, wie sich die Kirche nicht nur durch große Reformprozesse, sondern auch durch alltägliche, professionelle Praktiken weiterentwickelt. In den Blick genommen werden hierfür Mitarbeitende im diakonisch-gemeindepädagogischen Dienst, die Christenlehre gestalten.

 

Die Christenlehre ist von großer Bedeutung: In einer Erhebung von 2012/2013 stellte sich heraus, dass sie mit über 25% das am häufigsten genutzte Angebot für Kinder in der EKBO ist, noch vor dem Kindergottesdienst. Hinzu kommt, dass dieses Format kirchlicher Bildungsarbeit für viele Christ:innen und Gemeinden ein wichtiger Identitätsmarker ist, weil es die katechetische Praxistradition der Kirche in der DDR aktualisierend weiterführt. Schon in der DDR hat sich die Christenlehre immer wieder weiterentwickelt. Und auch heute steht die Christenlehre vor großen Herausforderungen. Nach der Wiedervereinigung musste sie sich neu positionieren, insbesondere im Verhältnis zum schulischen Religionsunterricht, aber auch zu anderen kirchlichen Angeboten für Kinder. Zusätzlich wirken Entkirchlichung und Säkularisierung weiterhin stark und beeinflussen die Christenlehre. Auch die unterschiedlichen Bedingungen in städtischen und ländlichen Gebieten der EKBO sowie die zunehmende zeitliche Beanspruchung der Kinder durch die Schule stellen weitere Herausforderungen dar.

 

In diesem Forschungsprojekt werden die Perspektiven und Praktiken derjenigen untersucht, die die Christenlehre gestalten – meist hauptamtliche kirchliche Mitarbeiter:innen. Dabei sollen zum einen die subjektiven Handlungsperspektiven und handlungsleitenden Orientierungen unter dem Leitgesichtspunkt einer transformativen Kirchenentwicklung rekonstruiert werden. Zum anderen stehen die professionellen Praktiken im Fokus, mit denen Mitarbeiter:innen im diakonisch-gemeindepädagogischen Dienst den Transformationsherausforderungen in ihrem beruflichen Alltag begegnen.

 

Herausgearbeitet werden sollen diese pädagogisch-professionellen Transformationspraktiken mithilfe eines multimethodischen Forschungsdesigns. In einem ersten Schritt soll eine Annäherung über ethnografische Zugänge geschehen, insbesondere über die teilnehmende Beobachtung. Auf der Basis der mittels Grounded Theory analysierten Befunde der teilnehmenden Beobachtung sollen in einem zweiten Schritt über Expert:innen-Interviews die subjektiven Perspektiven der Handelnden auf diese Praktiken eingeholt und inhaltsanalytisch ausgewertet werden.

 

Ziel des Projekts ist es, das implizite Wissen und die unbewussten Transformationsprozesse, die in der täglichen Praxis stattfinden, sichtbar zu machen. So können wertvolle Erkenntnisse für die zukünftige Kirchen- und Gemeindearbeit gewonnen werden.

 

Unter diesem Link finden Sie eine Kurzvita von Lisa Wodinski.