Humboldt-Universität zu Berlin - Berliner Theologische Zeitschrift (BThZ)

26. Jahrgang, Heft 2/2009

Theologie nach der Wende — Migrationsfolgen in Ost und West


ULRICH KÜHN
Kirchliche und theologische Existenz zwischen Leipzig und Wien

Es war eine außergewöhnliche Möglichkeit, als Bürger der DDR 3 Jahre lang eine Professur in Wien wahrnehmen zu können. Dabei sind vor allem die Unterschiede im Selbstverständnis von Kirche und im ökumenischen Verhältnis deutlich geworden.

It was an unusual opportunity, as citizien of the GDR, to obtain for 3 years a chair at the University of Vienna/Austria. Most important impressions were the different self-understandings of the church and the different ecumenical situations.


MICHAEL BEINTKER
Theologische Perspektivenwechsel nach 1989. Versuch einer Bilanz

Der Beitrag betrachtet die theologische Biographie des Autors zwischen Ost und West: Studium und theologische Arbeit in der DDR, Mitwirkung bei der Erneuerung der Universität Halle nach 1989/90, Tätigkeit als Professor für Reformierte Theologie an der Universität Münster und die damit verbundenen neuen Aufgaben und Einsichten. Die Gegenwart steht unter dem Eindruck einer gewissen Wiederkehr von DDR-Verhältnissen im deutschen Hochschulalltag.

The contribution looks at the theological biography of the author between East and West: Study and theological work in the GDR, participation with the renewal of the University of Halle after 1989/90, activity as a professor for Reformed Theology at the University of Münster and his experiences. The present time is standing under the impression of returning circumstances in GDR at the German universities.


CHRISTIAN GRETHLEIN
Religionspädagogik in Halle (1991/2—1997). Fünf lehrreiche Jahre

Der Verfasser erinnert an wichtige Erfahrungen seiner Lehrtätigkeit an der Theologischen Fakultät in Halle zwischen 1991/92 und 1997. Die von den Kommunisten erzwungene gesellschaftliche Isolation der Kirche erschwerte die Einführung des schulischen Religionsunterrichts.

The author talks about important experience as professor of Religious Education at the Theological Faculty in Halle between 1991 and 1997. The communists forced the social isolation of Church. This process was a big problem for the introducing of Religious Education.


WOLF KRÖTKE
Systematische Theologie im Wandel der politischen Systeme. Ein persönlicher Rückblick

Der Beitrag berichtet in einem persönlichen Rückblick, was es bedeutete, an einer Kirchlichen Hochschule unter Bedingungen des „real-existierenden Sozialismus’“ die Wahrheit des christlichen Glaubens systematisch-theologisch zu verantworten. Er unterstreicht die Kontinuität dieser Wahrheitsverantwortung in den Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs von 1989 und danach an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität Berlin. Er zeigt, inwiefern die „DDR-Zeit“ für die theologische Arbeit nicht einfach zur Vergangenheit geworden ist und welche Aufgaben für die Zukunft der Kirche der Theologie aus dieser Vergangenheit erwachsen.

The essay relates in a personal retrospect, what it meant to take theologically responsibility for truth of Christian faith at a church academy under circumstances of “the real existing socialism” in the GDR. The continuity of this responsibility for truth in times of radical social changes in 1989 and in the times thereafter at the Theological Faculty of Humboldt University is emphasized. Furthermore in the essay it is shown to what extent the time of the GDR did not become simply the past for theological treatise and which duties of theology for the future of church arise from this past.


MATTHIAS KÖCKERT
Vom Sprachenkonvikt zum Theologischen Konvikt

Der Beitrag zeichnet die Neuordnung der Theologenausbildung in Berlin am Weg des Sprachenkonvikts zum theologischen Konvikt nach. Sie wurde durch den Fall der Mauer im Herbst 1989 möglich und durch die Vereinigung der beiden Teile Berlins 1990 notwendig. Die spannungsvolle Begegnung der unterschiedlichen Traditionen aus Ost und West führte am Ende zu einer erneuerten Theologischen Fakultät an der Humboldt-Universität zu Berlin.

The article traces the reorganisation of theological education in Berlin by exploring the Sprachenkonvikt’s transition into a theological college. This development was made possible by the fall of the Berlin Wall in autumn 1989 and became necessary because of the reunification of East and West Berlin. The exciting and sometimes straining encounter of the different traditions led - in the end - to a reformed and renewed Faculty of Theology at the Humboldt Universität zu Berlin.


KLAUS FITSCHEN
Von Niedersachsen nach Obersachsen

Klaus Fitschen, geboren 1961, wuchs in Westdeutschland auf und lebte dort bis 2002. In diesem Jahr kam er als Professor für Neuere und Neueste Kirchengeschichte an die Universität Leipzig. Der Wechsel an eine Universität in Ostdeutschland hat bei ihm zu einer Verschiebung und Erweiterung seiner wissenschaftlichen Perspektive geführt.

Klaus Fitschen, born in 1961, grew up in Western Germany and lived there until 2002. In that year he came to Leipzig as professor for Modern Church History. The change to a university in Eastern Germany has caused him a shift and a widening of his scientific perspective.


CHRISTOPH MARKSCHIES
Theologie im Osten oder Erfahrungen aus sechs Jenaer Jahren

Christoph Markschies bezeichnet in seinem Beitrag seine Erfahrungen an der Jenaer Universität in den Jahren 1994 bis 2000 und versucht, individuelle Eindrücke auf grundsätzliche Strukturen hin durchsichtig zu machen. Dabei beschäftigt er sich besonders mit unterschiedlichen Formen der Erinnerungskultur und dem Umgang mit geschichtlicher Schuld und vesucht, darauf theologische Konsequenzen zu ziehen.

In his article, Christoph Markschies reflects on his experience at the Friedrich-Schiller-Universität Jena between 1994 and 2000 and attempts to make transparent individual impressions regarding basic structures. In doing so, he focuses in particular on the different forms of memory culture and how to deal with historical guilt, from which he tries to draw theological consequences.


ROCHUS LEONHARDT
Ost und West: Autobiographische und theologische Notizen

Der Beitrag behandelt in einem ersten Abschnitt den biographisch-wissenschaftlichen Werdegang des Autors im Blick auf seine ostdeutsche Beheimatung und seine spätere Westmigration. Der zweite Abschnitt unternimmt den Versuch, im retrospektiven Rückgriff auf die Erinnerungen des Autors an seine Studentenzeit an den Kirchlichen Hochschulen in Naumburg und Leipzig die Spezifik der Systematischen Theologie der DDR im Vergleich mit den analogen altbundes- und gesamtdeutschen Diskursen zu skizzieren und zu erklären.

In a first section, the article deals with the author’s biographic and academic career regarding his East German background and his later migration to the west. The second section attempts to sketch and explain the speciality of Systematic Theology in the GDR in comparison to the former West German discussions and the debates since 1990 as well by presenting retrospectively the author’s memories of his student days at the church colleges in Naumburg and Leipzig.



Dokumentation


RICHARD SCHRÖDER
"Kirche im Sozialismus"

1988 wurden innerkirchliche Bedenken und Einsprüche gegen die Formel „Kirche im Sozialismus“ auch in Veröffentlichungen deutlich artikuliert. Der Beitrag berichtet von der Entstehung und den Reaktionen auf die Veröffentlichung des Artikels von Richard Schröder „Was kann ‚Kirche im Sozialismus’ sinnvoll heißen?“

In 1988 doubts and objections within the church against the formula “Kirche im Sozialismus“ were clearly articulated in publications, too. The essay reports on the development of and reactions to the publication of Richard Schröder`s article “Was kann ‘Kirche im Sozialismus’ sinnvoll heißen?”


Forum


MICHAEL COORS
Von der Welt als Schöpfung reden. Schöpfung und Evolution im Spannungsfeld von Natur und Kultur des Menschen

Der Verfasser zeigt, dass die Vorstellung von „Intelligent Design“ nicht nur naturwissenschaftlich, sondern gerade auch theologisch ein Problem ist. Demgegenüber wird die Rede von der Welt als Schöpfung in Anlehnung an Wittgenstein als grammatische Rede interpretiert. Ihre Legitimität wird gegenüber einer evolutionistischen Reduktion des Menschen auf ein reines Naturwesen unter Bezugnahme auf den Begriff der Kultur und der kulturellen Evolution verteidigt.

The author shows that the idea of “intelligent design“ poses a problem not only to natural sciences, but even more to theology. Taking up Wittgenstein’s concept of grammatical sentences talking about the world as creation of God is interpreted as grammatical talk. Against a radical evolutionist reduction of man to a mere natural being the legitimacy of such talk is defended by reference to the concept of culture and cultural evolution.


Reden anlässlich der Verleihung des Karl-Barth-Preises an Bundesminister a.D. Dr. Jürgen Schmude am 1. Mai 2009 in Würzburg


ULRICH FISCHER
Eingangsworte


MANFRED STOLPE
Laudatio auf Jürgen Schmude


JÜRGEN SCHMUDE
Danksagung