Humboldt-Universität zu Berlin - Forschungsbereich Religion und Politik

Profil

 

Program on Religion and Politics


Program on Religion, Politics and Economics

mit freundlicher Unterstützung der
  

Informationen zum Forschungsbereich

Im Sommersemester 2005 hat sich an der Humboldt-Universität ein Forschungsbereich Religion und Politik (FRP) als interdisziplinär arbeitender Forschungsverbund etabliert. Vertreter aus den Politik-, den Rechts-, den Religions-, den Sozial-, den Erziehungswissenschaften und der Theologie arbeiten dort zusammen.

Das Verhältnis zwischen Religion und Politik ist von signifikanten Transformations­prozessen gekennzeichnet. Scheinbar stabile Verhältnisse zwischen Staat und Kirche sind im Prozess der Globalisierung und der Pluralisierung labil geworden. Überkommene Formeln wie „Trennung von Kirche und Staat“ oder „Säkularisierung“ sind nicht mehr imstande, die Fülle von Beziehungen zwischen Politik und Religion unter spätmodernen Bedingungen begrifflich präzise zu erfassen.

Eine wissenschaftliche Erforschung des Verhältnisses von Religion und Politik ist nötig, die

  • die selbständige Bedeutung und Wirkung von Religion auf dem politischen Feld wieder ernst nimmt,
  • die Verengung auf das Staat-Kirche-Paradigma hinter sich lässt,
  • die Vielzahl gesellschaftlicher Interdependenzen unter interdisziplinären Fragestellungen und Perspektiven analysiert,
  • angesichts religiöser Pluralisierungsprozesse die Wirkungen von politischen Optionen erkunden will.


Program on Religion, Politics and Economics    

Das Forschungsprojekt wird maßgeblich von der Haniel Stiftung (www.haniel-stiftung.de) unterstützt und arbeitet im Rahmen des Program on Religion, Politics and Economics eng mit dieser zusammen.
Leiter dieses Programs on Religion, Politics and Economics sind Prof. Dr. Rolf Schieder und PD Dr. Dr. Nils Ole Oermann. Das Program setzt sich aus folgenden drei Säulen zusammen:

 
Säule 1: Berliner Reden zur Religionspolitik

Die Organisation der fortlaufenden Vorlesungsreihe „Berliner Reden zur Religionspolitik“ an der Humboldt-Universität wurde etabliert und macht das Programm einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Die Anliegen des Programms werden auf diese Weise weit über eine Diskussion im universitären und wissenschaftlichen Umfeld hinausgehoben. Die durch die Haniel Stiftung geförderten Berliner Reden zur Religionspolitik haben bereits ein großes lokales und überregionales Echo gefunden. Seit Herbst 2008 werden die Berliner Reden zur Religionspolitik mit großem Erfolg im Berlin University Press Verlag veröffentlicht. Die Berliner Reden zur Religionspolitik haben im Jahre 2008 eine kleine Schwester bekommen: das religionspolitische Atelier. Dieses neue Format will eine Lücke zwischen universitärem Seminar und öffentlichem Vortrag schließen. Während die Berliner Reden einem interessierten Publikum meist bereits bekannte, Deutsch sprechende Persönlichkeiten vorstellen möchte, soll das religionspolitische Atelier auch weniger prominenten, gleichwohl aber außerordentlich profilierten Wissenschaftlern die Gelegenheit geben, ihre religionspolitischen Thesen vorzustellen und sich dem akademischen Gespräch zu stellen. Die Sprache des religionspolitischen Ateliers passt sich der der Protagonisten an.Jährlich veranstaltet das Program on Religion, Politics, and Economics jeweils zwei bis drei Berliner Reden zur Religionspolitik und Religionspolitische Ateliers an der Humboldt-Universität.

   

Säule 2: Haniel Summer School on Religion, Politics and Economics

Einmal jährlich findet seit 2008 im Oktober eine Haniel Summer School on Religion, Politics and Economics an der Humboldt-Universität statt. Begabte Studierende und Doktoranden werden mit national und international renommierten Wissenschaftlern und Praktikern zusammengebracht, um im Herzen der Hauptstadt das komplexe Verhältnis von Religion, politischer Ordnung und Wirtschaftsleben fundierter und damit besser verstehen zu können. Dabei können interreligiöse wie interkulturelle Kompetenzen erworben und in den politisch-ökonomischen Alltag eingebracht werden. Ein Ziel der Sommerschule ist auch die Begegnung von Graduierten, die gewöhnlich wenig Kontakt zueinander haben, die aber von der Kenntnis anderer Forschungstraditionen profitieren können.

   
Säule 3: Forschung

Drittens soll den Doktoranden und Studierenden im Forschungsbereich Religion und Politik an der Humboldt-Universität zu Berlin eine besondere Exzellenzförderung zugute kommen, die das Ziel hat, die öffentliche Profilierung des Program on Religion, Politics and Economics in der deutschen Hauptstadt und darüber hinaus voranzutreiben, indem Talente identifiziert und internationale Netzwerke auf- und ausgebaut werden. Dazu werden jährlich bis zu zwei herausragende Studierende oder Doktoranden durch ein dreimonatiges Stipendium für einen Forschungsaufenthalt in Berlin gefördert. Des Weiteren veranstaltet das Program on Religion, Politics and Economics wissenschaftliche Tagungen. Renommierte Wissenschaftler verschiedener Disziplinen werden so miteinander ins Gespräch gebracht und somit die interdisziplinäre Forschung weiter vorangebracht. Aus diesen Tagungen sollen schließlich Publikationen hervorgehen, die die Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen.

Säule 1-3 : Während das Format der Berliner Reden (Säule 1) eine breitere Öffentlichkeit und Presse ansprechen soll, dienen die Haniel Summer School (Säule 2) und die Exzellenzförderung (Säule 3) im Rahmen des Program on Religion, Politics and Economics dazu, junge Studierende und ausgewiesene Forscher gezielt zu fördern und zu vernetzen.
    

Weitere Schwerpunkte des Forschungsbereichs Religion und Politik

In den kommenden Jahren wird der FRP auf folgenden Gebieten Forschungsschwerpunkte setzen:


Religion, Politik und Bildung , u.a. anhand der folgenden Forschungsprojekte:
1. Religiöse Bildung in Europa
  • Religionspolitische Vorgaben und religiöse Erziehung in Europa
  • Religiöse Erziehung in Frankreich unter den Bedingungen der laïcité
  • Religionsorientierte Schulfächer in Russland
2. Religiöse Bildung in Südostasien
  • Religiöse Bildung als nationales Projekt am Beispiel Südostasien
3. Der Stellenwert religiöser Bildung im Islam
  • Bedingungen für die Einrichtung islamischer theologischer Fakultäten an deutschen Universitäten
  • Islamische Unterweisung in der Oberrheinregion
4. Säkularisierung, Postsäkularität und religiöse Bildung
  • Vermittlung von Werten in der Schule
  • Das Bildungssystem und die These der Verzichtbarkeit von Religion
  • Religionspädagogische Konzepte in der DDR
  • Didaktik der heiligen Schriften in Postmoderne und säkularer Gesellschaft

Die Zukunft des Schulfaches Lebensgestaltung–Ethik–Religionskunde (LER)


Religiöse Dimensionen moderner Politik , u.a. anhand der folgenden Forschungsprojekte:
1. Fundamentalismusforschung
  • Fundamentalismus als Elitenprojekt
  • Protestantischer Fundamentalismus in den USA
2. Religion, Staat und Nation
  • Staatlichkeit und Säkularisation
  • Sakrifizierung und Viktimisierung – eine politische Theologie des 21. Jahrhunderts?
  • Der Zusammenhang von Schutz und Gehorsam im Rechtsstaat
  • Religion und Identität
3. Transatlantische religionspolitische Paradoxien
  • Der Einfluss von Religion auf die Politik – Deutschland, Europäische Union, USA
4. Mission und Migration
  • Religiöse Aspekte von Migration
  • Ausbreitungsstrategien verschiedener Religionen

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