Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für altorientalische und hellenistische Religionsgeschichte (IAHRG)

Wissenschaftliches Profil

Die Verbindung von religionshistorischen und literaturgeschichtlichen Fragestellungen zum Alten Testament hat an der Berliner Theologischen Fakultät eine lange Tradition. 

Wilhelm M. L. de Wette

Bereits Wilhelm Leberecht de Wette, der im Jahr 1810 von Friedrich Schleiermacher an die neu gegründete Berliner Universität berufen wurde, arbeitete zu beiden Feldern (Foto rechts). Sein Nachfolger Ernst Wilhelm Hengstenberg (Foto unten links, Lehrstuhlinhaber von 1828 bis 1869) knüpfte Kontakte zu dem 1828 gegründeten ägyptischen Museum und bezog ägyptisches Material in seine Forschungen mit ein.

Hugo Gressmann (Foto unten rechts)Ernst Wilhelm Hengstenberg, der von 1907 bis 1927 die Professur für Altes Testament inne hatte, legte den Grundstein für eine archäologische Lehrsammlung und für die Sammlung historischer Palästinabilder und brachte in enger Zusammenarbeit mit den Berliner Museen, den Band „Altorientalische Texte und Bilder zum Alten Testament“ (11909, 21926) heraus, der bis heute als Standardwerk für die altorientalische Religionsgeschichte gelten kann.

Andere Gelehrte wie Wolf Wilhelm Graf von Baudissin, Ernst Sellin, Siegfried Herrmann oder Karlheinz Bernhard standen gleichermaßen für die enge Verbindung der Forschung zum Alten Testament mit der altorientalischen Religionsgeschichte, der Erforschung der materialen Kultur Syrien-Palästinas und für wesentliche Grabungsprojekte in Israel (Tell Taanach, Tell Balata/Sichem, Tell es Sultan/Jericho).

HHugu Gressmanninzu trat die Beschäftigung mit der hellenistischen Religionsgeschichte, die für die alttestamentliche Forschung im Zuge der Spätdatierung der alttestamentlichen Texte immer wichtiger wird. Auch hier steht der Name von Hugo Gressmann am Beginn einer neuen Forschungsrichtung, insofern er 1926 das Werk „Die jüdische Religion im späthellenistischen Zeitalter“ in einer vollständig neuen Form edierte.

Inzwischen wird die hellenistische Zeit immer deutlicher als die formative Phase der antiken Judentümer erkannt, so dass eine Erforschung der kulturellen, religiösen und wirtschaftlichen Kontakte zwischen Syrien-Palästina und dem griechisch-ägäischen Raum nötig ist. Dies schließt sowohl die literaturgeschichtliche Auswertung des gesamten jüdischen Schrifttums aus hellenistischer Zeit in hebräischer, aramäischer und griechischer Sprache als auch die Klärung konkreter Kultur- und Religionskontakte zwischen Judentum und paganer Welt und die Profilierung des Judentums im Hellenismus ein.

In Fortführung der genannten Forschungstradition ist derzeit geplant, zwei Arbeitsbereiche aufzubauen:

  1. Einen Arbeitsbereich zu ägyptischen und orientalischen Papyri mit Fokus auf dem Material aus Elephantine.
  2. Einen Arbeitsbereich zur Palästina-Archäologie, einschließlich des Ausbaus der „biblisch-archäologischen Lehrsammlung“ und der „biblisch-archäologischen Bibliothek“.

Dazu wird ein Kooperationsvertrag zwischen der Humboldt-Universität zu Berlin und den Staatlichen Museen geschlossen.  Weitere Kooperationen bestehen mit dem Deutschen Verein zur Erforschung Palästinas und der International Society for the Study of Deuterocanonical and Cognate Literature.

 

Bildnachweis: Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin, Porträtsammlung: Hugo Gressmann